Schwer bepackt mit Schneeschuhen, Steigeisen, Seil, Eisschrauben, Karabiner, Gurt und Pickel waren als Highlight zum Winterabschluss noch vier Mitglieder unserer Sektion in der Silvretta unterwegs.
Nach einer sehr zeitigen Abfahrt um 4 Uhr ging es mit einem etwas zähen Zustieg über 11 km Länge und 600 Höhenmeter durch das Jamtal bis zu unserem Basislager, der Jamtalhütte der DAV Sektion Schwaben auf 2.165 m. Im Anschluss an eine erholsame Mittagspause stand noch eine Lehreinheit Spaltenrettung auf dem Programm.
Am Sonntag war unser Gipfelziel der Grenzeckkopf mit seinen 3.068 m. Hier waren Schneeschuhe im Gegensatz zum Folgetag noch ausreichend, um den Gipfel zu erklimmen. Humorvolle Momente machen die Erlebnisse noch unvergesslicher: Auf 3.000 m findet sich dann spontan eine menschliche Tür zum Damen-WC 😊. Gleichzeitig kam die Frage auf, warum bei der Tourenhose von Tobias das „Zipper-Türle“ von oben und unten zu öffnen ist.
Dass die UV-Strahlung der Sonne auch durch Wolkendecke stark hoch ist und Sonnenschutz sinnvoll ist, hat man(n) dann am Abend auf der Hütte festgestellt – Stichwort „Streichholz“.
Am Montag war unser Ziel dann die Hintere Jamspitze mit 3.156 m. Nach einen kurzen Abstieg von 50 Hm von der Hütte mischten wir uns unter die Vielzahl von Tourenskigehern. Rudi heftete sich ziemlich rasch an die Fersen von einigen jungen Damen und reihte sich spontan hinter die Tourenskigeherinnen ein. Allmählich trennten sich die Wege zu den diversen Gipfeln, bis wir schließlich am Fuß des Jamtalferner ankamen. Nun hieß es einbinden in eine Vierer-Seilschaft. Eine Orientierung und die Wegsuche im großen weiten Weiß waren oft schwierig, da die Sichtverhältnisse im Trüben massiv eingeschränkt waren. Tobias, unser Tourenleiter, lotse uns professionell über den Gletscher Richtung Jamspitze. Am Fuß der Jamspitze kam dann das Kommando: Ausbinden, Schneeschuhe ausziehen und Steigeisen anziehen! Belohnt wurden wir beim Gipfelglück mit einem kurzzeitigen Wolkenfenster und Sonne. Kurz konnten wir mit einen Blick Richtung Allgäuer Alpen, Lechquellengebirge, Verwall und Bernina die Schönheit der Berge erhaschen und genießen. Saßen wir schon relativ ausgesetzt im sonnigen Windschatten, hat das von einem Bergführer mit seiner Schneeschaufel geschaffene Aussichtsplateau nicht alle seine holländischen Gäste überzeugt. Die Schneebank nahe am Abgrund wurde teilweise dankend abgelehnt. Dann war die Sonne schon wieder verschwunden und es wehte uns eiskalter Wind um Ohren und Nase. Also schnell wieder ein Stück nach unten. Unsere „Schneebank“ wurde dankbar von einigen der holländischen Skitourengeher übernommen.
Auf 3.000 m Höhe nicht oft gesehen, stechen wir als Schneeschuhgeher unter den Tourenskigehern heraus, man dankt uns für „betreutes Skistiefelanziehen“ am Aufstieg und dafür, dass wir selbst spuren und die Tourenrouten möglichst unversehrt hinterlassen.
Schneeschuhhochtouren sind eine tolle und umweltfreundliche Alternative, um die Winterlandschaft im Hochgebirge zu entdecken, vor allem für Nicht-Skifahrer - auch für fitte Späteinsteiger. Die Lawinengefahr muss man bei diesen Wintertouren aber natürlich immer im Auge behalten.
Der letzte Vormittag konzentrierte sich bei frühlingshaftem Sonnenschein in Hüttennähe auf das Auffrischen oder Neuerlernen / Kennenlernen von wichtigen Sicherheitsmaßnahmen wie LVS-Training, Spaltenbergung, Fix- und Geländerseil, Verwendung von Eisschrauben, Reihenschaltung und Kräftedreieck.
Einzig der im Sonnenlicht spektakulär glitzernde Eiskletterturm des Ausbildungszentrums der Bergrettung Tirol blieb uns verwehrt...
Wir hatten eine großartige Zeit, konntet viele schöne Erinnerungen sammeln und sind schon gespannt, welche Ziel Tobias im nächsten Jahr im Auge hat!
Dabei waren: Tobias Jung als Tourenleiter, Peter, Rudi und Sabine.
Bericht: Sabine Flügel
Fotos: DAV Nördlingen